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Zeittafel zu Kapitel 3

1918 Am 12. November wird in Wien die Republik ausgerufen. Staatskanzler wird der Sozialdemokrat Karl Renner, Staatssekretär für soziale Verwaltung der Spitzenfunktionär der Textilarbeitergewerkschaft Ferdinand Hanusch. Das allgemeine, freie, gleiche, geheime Wahlrecht für Männer und Frauen wird eingeführt. Der Achtstundentag wird verwirklicht.


Ausrufung der Republik

1919 Betriebsrätegesetz, Urlaubsgesetz, Arbeiterkammergesetz, Verbot der Kinderarbeit, Regelung der Nachtarbeit bei Frauen und Jugendlichen, Abschaffung des Arbeitsbuches, Kollektivvertragsgesetz.

1920 Die galoppierende Inflation zwingt die ArbeiterInnen, ständig um die Anpassung der Löhne an die rasant steigenden Preise zu kämpfen. Die Sozialdemokraten müssen aus der Regierung ausscheiden.


Fließbandarbeit in den 20er Jahren

1922 Österreich erhält vom Völkerbund eine Anleihe, um die Wirtschaft aufzubauen und die Inflation zu stoppen. Dafür muss die Regierung ein strenges Sparprogramm einhalten, das vor allem auf Kosten der Arbeiterschaft und der Angestellten geht. Sozialausgaben werden gekürzt, Beamte entlassen, Steuern erhöht. Die freien Gewerkschaften bekämpfen diese „Sanierung“.

In Italien kommt der Faschist Mussolini an die Macht. In Österreich bauen Großgrundbesitzer und Unternehmer die Heimwehren als paramilitärische Truppe auf, um das Bürgertum gegen den „militanten Marxismus“ zu schützen.


Heimwehrparade

1923 Als Gegenkraft zu den Heimwehren wird der Republikanische Schutzbund gegründet, der den Sozialdemokraten nahesteht.


Republikanischer Schutzbund

1927 Mitglieder des monarchistischen Frontkämpferverbands schießen im burgenländischen Schattendorf in eine Versammlung der Sozialdemokratischen Partei und töten einen Mann und ein Kind. Ein Geschworenengericht spricht die Täter frei. Die ArbeiterInnenschaft antwortet darauf mit Streik und Demonstrationen, der Justizpalast brennt. Der Polizeipräsident Schober lässt in die Menge schießen. 89 Demonstranten werden getötet.


Berittene Polizei geht gegen die Demonstranten vor.

1928 Die Gewerkschaftskommission wird in den Bund der freien Gewerkschaften umgewandelt.

1929 Von den USA breitet sich die Weltwirtschaftskrise aus. In den 20er Jahren hatte sich in den USA die Konsumgüterindustrie stark ausgeweitet. Doch die Bevölkerung verfügte gar nicht über genug Einkommen, um sich all diese Konsumgüter wirklich leisten zu können. Über Jahre haben die Lohnempfänger ihren Konsum über Kredite finanziert. Als klar wird, dass diese Kredite nie zurückgezahlt werden können, brechen zuerst die Banken zusammen, die diese Kredite gegeben haben, dann die Unternehmen, die diesen Banken Geld schulden. Über das internationale Kreditwesen und den Aktienmarkt ergreift die Krise in einer Kettenreaktion zuerst die USA, dann auch Europa. Es beginnt eine Zeit der Massenarbeitslosigkeit und des Massenelends.


Arbeitslose

1930 Bei den Nationalratswahlen werden die Sozialdemokraten stärkste Partei, doch ohne absolute Mehrheit. Es gelingt ihnen nicht, eine Koalition zu bilden und eine bürgerliche Koalition übernimmt die Regierung.

1933 600.000 Menschen sind in Österreich arbeitslos, ein Großteil davon sind „ausgesteuert“, das heißt, sie bekommen keine Unterstützung mehr. Der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß schaltet das Parlament aus und regiert ab nun diktatorisch mit Notverordnungen. Er läßt die Kommunistische Partei und den Republikanischen Schutzbund verbieten, ebenso die NSDAP. Der Angriff auf die Sozialdemokratische Partei und die Gewerkschaften ist nur eine Frage der Zeit. Die Notverordnungen der Regierung Dollfuß beschränken die Kollektivverträge, senken die Löhne und Gehälter, verkürzen die Arbeitslosenunterstützungen, verlängern die Arbeitszeiten und verschlechtern die Arbeitsbedingungen. Die freien Gewerkschaften setzen sich zur Wehr, doch die Arbeitslosigkeit hat sie geschwächt.


Polizei hindert die Abgeordneten das Parlament zu betreten.

1934 Mitglieder des (nun illegalen) Schutzbunds in Linz setzen sich in den Morgenstunden des 12. Februar gegen eine Waffensuche zur Wehr. Das löst auch in Wien einen Aufstand der organisierten Arbeiter aus. Doch der Aufstand ist schlecht organisiert, die Sozialistische Parteizentrale verhält sich abwartend, der Generalstreik bleibt aus. Nach vier Tagen ist der Aufstand von Polizei, Bundesheer und Heimwehren niedergeschlagen. Die Anführer werden standgerichtlich verurteilt und gehängt, auch der schwer verletzte Karl Münichreiter wird auf einer Bahre zum Galgen geschleppt. Die freien Gewerkschaften und die Sozialdemokratische Partei werden aufgelöst. Die Regierung errichtet eine Einheitsgewerkschaft, die die ArbeiterInnen und Angestellten in den Ständestaat eingliedern soll. Die freien Gewerkschaften kämpfen im Untergrund weiter.


Arbeiter werden verhaftet.


Erschossene Kämpfer werden zur Abschreckung liegengelassen.

1938 Die im Untergrund tätigen freien Gewerkschaften bieten dem Bundeskanzler Schuschnigg eine gemeinsame Front gegen den drohenden Anschluss an Hitlerdeutschland an. Doch der Bundeskanzler zögert. Als er im März das Angebot annimmt, ist es zu spät. Die deutschen Truppen marschieren ein, ohne dass sich Österreich zur Wehr setzt.


Floridsdorfer ArbeiterInnenkonferenz 7. März 1938


Wiener Forum für Demokratie und Menschenrechte
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Martin Auer
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